Gesundheitsmarkt Japan - Aktuelle News in deutscher Sprache

8/30/2006

Neuer (offiziell) anerkannter Fall von Tod durch Überarbeitung (Karoshi) in Japan

Im europäischen Meinungsbild über Japan hat sich ein Phänomen -bedingt durch die immanente Radikalität- besonders stark eingebrannt.

Die Rede ist von "Karoshi" (過労死), dem Tod durch Überarbeitung.

Am Mittwoch hat das japanische "Health, Labor and Welfare Ministry" (厚生労働省) den Tod eines jungen Japaners als Karoshi anerkannt.

Der bei Fujitsu Ltd. angestellte Mann (28) beging bereits im März 2002 Selbstmord im Wohnheim seines Arbeitgebers (in Japan stellen viele Unternehmen ihren Angestellten betriebseigene Wohnheimplätze verbilligt zur Verfügung).

Zeitungsangaben nach machte der Mann über einen Zeitraum von sieben Monaten 60 Überstunden pro Monat. Im letzten Monat vor seinem Tod stieg diese Zahl sogar auf 180 Stunden an!

Der Mann war für die Erstellung von Bedienungsanleitungen für Gesundheitsprodukte bei Fujitsu zuständig.

Die Klage seiner Eltern beim Atsugi Labor Standards Inspection Office (Präfektur Kanagawa) ging kurz nach seinem Tod ein. Es sollte jedoch über 4 Jahre dauern, bis ihr auch stattgegeben wurde. Dazu entschuldigte sich das Office auch offiziell für den Tod ihres Sohnes.

Zusatzinfo

Der erste Tod durch Karoshi wird auf das Jahr 1969 taxiert, als ein 29-jähriger Japaner nach extremer Überarbeitung durch einen Herzschlag starb.

Die offizielle Anerkennung dieser Todesart ist extrem selten. In 2001 etwa waren 143 Fälle zu zählen, bei denen das japanische Gesundheitsministerium Karoshi feststellte.


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Präfektur Fukuoka hat bald keine staatlichen Krankenhäuser mehr

Am 20.08. hat die Präfekturregierung von Fukuoka (Südjapan) angekündigt, daß bereits zum April nächsten Jahres ihre 5 Krankenhäuser vollständig privatisiert werden sollen. Drei Einrichtungen wurden schon im letzten Jahr an nichtstaatliche Unternehmen veräußert.

Damit nimmt Fukuoka eine Pionierstellung ein: Als erste der insgesamt 47 Präfekturen des Landes hat sie nach der Durchführung des Plans kein einziges Krankenhaus mehr in ihrem Besitz.

Schlechtes Krankenhausmanagement?
Laut der Präfektur ist der Grund für die Privatisierung schlechtes Management in den Krankenhäusern, das in der Konsequenz zu einer mangelhaften Finanzsituation geführt hätte. Daneben hält die Regierung das erweiterte Angebot von Universitätskrankenhäusern in Fukuoka für einen Anlaß, die 5 Krankenhäuser abzugeben.

Kritik von Vereinigung
Die Japan Municipal Hospital Association (Website nur in Japanisch) hat die Maßnahme bereits kritisiert.

Nach dieser Organisation ist es zweifelhaft, ob die Qualität der Versorgung in den Krankenhäusern nach der Privatisierung aufrechterhalten werden kann, da private Betreiber mehr nach Wirtschaftlichkeitsaspekten handeln würden.

Generell und empirisch nachweisbar ist es in Japan so, daß Privatkliniken finanziell besser dastehen als staatlich verwaltete Krankenhäuser.

Also auch im sensiblen Bereich Gesundheit: Japan ändert sich und bietet einen für europäische Unternehmen (gerade deutsche und schweizerische Unternehmen genießen Imagevorteile) potentiell riesigen Markt.


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Innovation aus Japans Gesundheitsmarkt (5): Tragbarer "Scanner" für Blutbilder macht Blutentnahmen überflüssig

Japan ist ja wie bekannt eines der innovationsstärksten Länder der Erde. Die Kreativität der hiesigen Wirtschaft ist wirklich enorm.

Ein Indiz: In 2003 löste Japan bei den weltweiten Patentanmeldungen Deutschland von Rang 2 ab (erster sind natürlich die USA, nach Deutschland folgen mit deutlichem Abstand Großbritannien und Frankreich).

Auch kleinere japanische Firmen schaffen es immer wieder, neue Produkte zu entwickeln.

Neues Gesundheitsprodukt
Toku Corporation (Website nur in Japanisch) aus Tokyo hat vor einigen Wochen ein tragbares Gerät in den Verkauf gebracht, mit dem man Blutgefäße bzw. Blutadern und seine Durchblutung untersuchen kann (Vergrößerung 480fach).

Die Notwendigkeit von Blutentnahmen entfällt in diesen Fällen!

Das "Bscan" ist "Made in Japan" und hat eine eigene Website (nur in Japanisch).

Bild: Bscan von der Toku Corporation


Es gab bereits ein Vorgängermodell, das neue Bscan liefert die Bilder jedoch in Farbe, ist kleiner und billiger .

Features des Bscan
Das Produkt wiegt 140 Gramm und ist 11 cm lang. Der Durchmesser beträgt 4,5 cm. Das Gerät kann an jeden handelsüblichen Bildschirm angeschlossen werden (AV-Ausgang, ein Kabel wird mitgeliefert).

Das Bscan wird für 178.500 Yen (~1203 Euro/~1898 Franken) verkauft.

Zubehör
Toku Corporation bietet zusätzlich einen kleinen Drucker an, mit dem man die Bilder seines Blutes auch auf Papier bannen kann!

Bild: Bscan-Drucker


Der Drucker kostet 41.790 Yen (~282 Euro/~444 Franken).

Demonstration
Das Produkt ist in einem Video-Beitrag bei TV-Tokyo zu begutachten, die darüber vor einigen Tagen einen Bericht gesendet haben (benötigt Real Player).

Dazu sieht man hier das Blutbild eines 38jährigen Mannes, im Vergleich dazu das eines 47jährigen Mannes (benötigt Mediaplayer) - aufgenommen mit dem Bscan.


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Innovation aus Japans Gesundheitsmarkt (4): "Medical Entertainment Tool"

Einer der größten japanischen Hersteller von Spielzeug und Entertainment-Software, Sega Toys, bringt in Japan ein neues elektronisches Spiel auf den Markt.

Japaner lieben Videogames, mit denen sie ihre grauen Zellen auf Trab halten können. Insbesondere Nintendo verdient sehr gut an diesem neuen Trend. Die Firma konnte in 2005 3,3 Mil. solcher Spiele verkaufen! Sie sind auch in Deutschland erhältlich.

Neues Entertainment-Gerät auf wissehschaftlicher Basis
Sega springt nun auf diesen Zug auf. Ihr "Atama Scan" (アタマスキャン, "Kopf-Scan") ist ab diesen Monat erhältlich und wird explizit nur für Erwachsene vermarktet. Dazu wird der wissenschaftliche Hintergrund des Geräts betont.

Bild: Atama Scan von Sega Toys


Funktionsweise
Bei dem Spiel handelt es sich um einen tragbaren Touch-Screen, der mit einem Data Pen bedient werden kann. Je nachdem, wie der Benutzer auf die Aufforderungen auf dem LCD-Bildschirm reagiert, soll das Gerät in der Lage sein, das "Alter des Gehirns" und den aktuellen Stresslevel zu messen.

Daneben hat das Atama Scan verschiedene Spiele eingebaut, mit denen man sein Gehirn trainieren bzw. für Zerstreuung sorgen kann.

Das Atama Scan hat die Maße 10cmx14cmx2,5cm. Es kostet im Handel 5.775 Yen (~38,92 Euro/~ 61,40 Franken) und ist nur in Japan erhältlich.

Zusatzinfo:
Soiken Inc. (Website nur in Japanisch) hat die Entwicklung des Geräts wissenschaftlich begleitet. Die Biotech-Firma ist in Osaka beheimatet und konzentriert sich besonders auf den Geschäftsbereich Biomarker.

Die Firma hat bereits im November 2003 für Aufsehen gesorgt, als sie weltweit zum ersten Mal ein Projekt angestossen hat, um Müdigkeit wissenschaftlich zu messen und zu heilen. Neben der Firma selbst sind 18 japanische Unternehmen, 5 Universitäten und die Stadt Osaka in das Vorhaben involviert.

Der Jahresertrag Soikens lag in 2005 bei 2,11 Mrd. Yen. (~14,29 Mio. Euro/~22,48 Mio. Franken).


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Innovation aus Japans Gesundheitsmarkt (3): Mikrowellen statt Überwachungsmonitore

Toto ist der Name von Japans größter Firma für Sanitärartikel. Durch ihre fast unglaubliche Marktmacht ist die Marke in Japan jedem Kind bekannt. Es gibt kaum ein Gebäude im Land ohne Toto-Produkte.

Toto hat seit neuestem ein System entwickelt, mit dem Alarm geschlagen werden kann, wenn eine Person in einem WC umfällt oder ohnmächtig wird. Zielgruppe sind vor allem Krankenhäuser und Altenheime.

Neuartige Technologie
Es ist klar, daß Monitore auf Toiletten zur Überwachung oder Beobachtung nicht eingesetzt werden können. Aus diesem Grund nutzt Toto ein weltweit einmaliges System, das Mikrowellen als technische Basis hat!

Die Firma ist auf die Idee gekommen, nachdem sie in 2005 diese Technologie für ihre automatischen Toilettenspülungssysteme erfolgreich einsetzen konnte!

In einem WC werden zur indirekten Beobachtung der Benutzer insgesamt 27 Mikrowellensensoren (jeweils inklusive Empfängerantenne und Sender) in Wände und die Decke installiert, die mit einem Computer verbunden sind.

Das System kann durch die Analyse der im WC befindlichen Mikrowellen die Haltung und Bewegung eines Benutzers bestimmen. Fällt dieser um, wird eine Warnung am Computerbildschirm angezeigt und dem Opfer kann entsprechend schnell geholfen werden!

Preise stehen noch nicht ganz fest
Toto will die Sensoren im Set für etwa 54.000 Yen (~ 367 Euro/~ 578 Franken) bis 81.000 Yen (~ 551 Euro/~ 867 Franken) vermarkten. Die Installation schlägt daneben mit 50.000 Yen (~340 Euro/~536 Franken) bis 80.000 Yen (~ 544 Euro/~857 Franken) zu Buche.

Ich halte das persönlich für nicht sehr viel...


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Innovation aus Japans Gesundheitsmarkt (2): Reitstuhl zur Gewichtsabnahme

National (HP nur in Japanisch), japanischer Megakonzern und Muttergesellschaft von Panasonic, hat ein interessantes Gerät entwickelt, das Gewichtsabnahme und Bewegung möglich macht(?), ohne die eigenen vier Wände zu verlassen.

Die Rede ist vom "Joba F" ("F" steht für "Fit"), einer Art elektrischem Reitstuhl. Das Gerät ist seit einigen Tagen im japanischen Handel erhältlich.

Bild: Joba F von National


Das Gerät ist in mehreren Farben erhältlich, z. B. mit schwarzem oder orangefarbenem Sitz. National hat das Joba F im Vergleich zu seinem Vorgängermodell verkleinert.

Der Stuhl kostet 80.000 Yen (~545 Euro/~855 Franken). Er wird auch im japanischen TV beworben.

Und so sieht das Joba F bei Benutzung aus:

Bild: Die japanische Schauspielerin Tomoka Kurotani (30)



Meinung
Ein perfektes Beispiel für die unerschütterlich hohe Innovationsneigung bei japanischen High-Tech-Firmen. Perfekt, da das Joba F zumindest IMHO etwas bizarr anmutet.

Was hier in Japan jedoch an technischen Geräten und Gimmicks Monat für Monat erscheint (und auch von der Bevölkerung als Innovation betrachtet wird), ist einfach nur unglaublich.

Die Mehrheit der Produkte erreicht dabei nicht mal das Ausland, da japanische Firmen (nicht nur im Elektronikbereich) das heimische Absatzgebiet gerne als Test- und Pioniermarkt für neue Produkte benutzen. Klar: Japan ist ihnen am besten bekannt, sie kennen Kundenstrukturen, die Konkurrenzsituation, Distributionsstrukturen usw. hier am besten.


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Takeda Pharmaceuticals expandiert in Europa

Das japanische Pharmaunternehmen Takeda (武田薬品工業) will verstärkt in Europa tätig werden.

Noch im Juli soll dazu eine Firma in London gegründet werden, die sich um Sales und Marketing in Europa kümmern soll. Die jeweiligen Landesniederlassungen sind diesem neuen Ableger in diesen Unternehmensbereichen untergeordnet.

Der genaue Name der neuen Londoner Firma ist noch unbekannt.

Zusatzinfos
1)
Die Firma ist in Osaka beheimatet und beschäftigt weltweit etwa 15.000 Menschen.

2)
Takeda Deutschland ist in Aachen angesiedelt. Zum Konzern gehören auch noch die 100%igen Tochtergesellschaften Takeda Pharma in Österreich und die Takeda Pharma AG in der Schweiz.


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Überalterung der japanischen Gesellschaft (1)

Die Vergreisung Japans ist nun schon seit Jahren der vielleicht wichtigste und am breitesten diskutierte Megatrend im Lande.

Heute hat das Ministry of Internal Affairs and Communications (総務省) verkündet, daß der Anteil der Japaner/innen über 65 Jahre im Jahre 2005 bei 21% lag. Besserung ist nicht in Sicht: Der Anteil der unter 15-Jährigen liegt bei mageren 13,6%. Natürlich liegt Japan mit solchen Zahlen weltweit an der Spitze.

Was bedeutet das für Unternehmen, die sich eine Platz im potentiell lukrativen "Silver Market" Japans sichern möchten?
Für europäische Firmen mit interessanten Produkten und Technologien kann die Antwort sicher nur Export, Lizenzvergabe und Engagement im Land selbst sein.

Die japanische Wirtschaft hat schon vor Jahren angefangen, auf diese Entwicklung der "Altersypyramide" (die schon seit langem keine Pyramide mehr ist) zu reagieren.

Hier etwa ein Bild des "Anti-Senilität-Roboters" mit dem Namen "IFBOT":


IFBOT wurde bereits im Jahre 2003 vorgestellt. Mittlerweile existieren aber bereits dutzende Altersroboter.

Trend zum Universal-Design wird immer stärker
Daneben setzt sich in Japan immer mehr der Trend zum Universal Design durch: Produkte des alltäglichen Lebens werden bereits in der Konzeption in ihrer Funktionalität so ausgerichtet, daß sie "barrierefrei" von alten, behinderten und jungen Menschen gleichermaßen benutzt werden können (z.B. durch geriffelte Grifflächen bei Getränkeflaschen).

Seniorenmarketing sogar im japanischen TV

Zum Silbermarkt Japans gehören daneben altersgerechte Tourismusangebote, Handys mit extragroßen Tasten und natürlich die zu erwartenden Produkte aus dem Gesundheitsbereich. Ich habe schon dutzende Werbespots für Seniorenbetten und Lifts zur besten Sendezeit im japanischen Fernsehen (zwischen 20.00 und 22.00 Uhr!) gesehen. In Europa (noch) unvorstellbar.

Zusatzinfos
1)
Produkte wie Roboter für Senioren wirken aus europäischer Sicht schlichtweg albern. In Japan ist dieses aber vollkommen anders. Die Technikbegeisterung der Japaner macht auch im Alter nicht halt. Ein mir bekanntes Ehepaar (beide knapp 70!) hat etwa ihren neulich verstorbenen Pudel kurzerhand durch einen Aibo von Sony ersetzt!

2)
Dazu ist auch ein kurzer Bericht des ZDF-Magazins "auslandsjournal" interessant. Sie können sich den Bericht hier durchlesen bzw. anschauen (rechts bei "Video" klicken).


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Innovation aus Japans Gesundheitsmarkt (1): Sauerstoff aus der Dose

Ich war heute bei 7-Eleven (einer japanischer 24-Hour-Shop-Kette) und habe mir eine Dose leckeren Sauerstoff gegönnt. Das Produkt wird unter dem Namen O2 Supli vermarktet.



7-Eleven hat diesen Artikel im Juni in sein Sortiment aufgenommen. Der Sauerstoff ist mit Minz oder Grapefruit-Geschmack erhältlich. Pro Dose sind 600 Yen (~ 4,10 Euro/~6,42 Franken) fällig.

Meinung
Die Vorbereitung der Dose (Maske aufsetzen, Klappe ab usw.) dauert nur ein paar Sekunden. Der Erfrischungseffekt war erstaunlich gut, hielt aber nicht lange an. Eine Dose reicht für etwa 30 Atemzüge. Zielgruppe sind u.a. Büro-Angestellte, die sich in der Mittagspause einen Energieschub gönnen wollen.

Gesamturteil: Naja.
Mal abwarten, wie lange O2 Supli bei 7-Eleven im Angebot bleibt...


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