Gesundheitsmarkt Japan - Aktuelle News in deutscher Sprache

2/20/2007

Ärmere Japaner in Angst um Gesundheit

Eine neue Umfrage aus dem Januar hat ergeben, daß sich ärmere Japaner, also jene mit einem Jahreseinkommen von weniger als 3 Millionen Yen (19.000 Euro/31.000 Franken), Sorgen um ihre Gesundheit machen.

Kein Geld für ärztliche Untersuchungen
Das Japan Health Policy Institute hat herausgefunden, daß 84% dieser Bevölkerungsgruppe Angst haben, sich bald medizinische Versorgung nicht mehr leisten zu können.

40% können/wollen bereits keine regelmäßigen ärztlichen Checks bezahlen. 26% verweigern medizinische Behandlung sogar im Falle einer ärztlichen Empfehlung bzw. Anweisung!

Auch "reichere" Japaner besorgt
Das Japan Health Policy Institute hat eine weitere Überraschung parat: Demnach sind auch Haushalte mit einem Jahresbudget größer als 8 Mill. Yen (51.000 Euro/83.000 Franken) auch nicht von ähnlichen Sorgen befreit.

Immerhin 36% der befragten Haushalte in dieser Gruppe haben Angst, sich in Zukunft keine adäquate ärztliche Versorgung leisten zu können.

Das Instuitut hat 4.000 Menschen befragt. Davon haben 33% an der Umfrage teilgenommen.

Zusatzinfo
Japans Gesundheitssystem gilt gemeinhin als eines der besten der Welt. Meiner Meinung und der vieler Experten nach ist es trotzdem stark verbesserungswürdig (ich behandele das Thema in meiner Dissertation).

Im Moment bezahlen Patienten in Japan 30% ihrer Arztrechnung selbst, der Rest wird von der Gesundheitsversicherung übernommen. Bei Älteren kann der Prozentsatz bei bis zu 10% liegen.


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12/28/2006

Innovation aus Japans Gesundheitsmarkt (17): Infrarot-Techologie macht Blutentnahmen bei Diabetes überflüssig

Diese neueste Technologie aus Japan basiert genauer gesagt auf "Fast-"Infrarotstrahlen.

Technologieentwicklung in Kooperation mit Lehre und Praxis
Sie wurde maßgeblich von der University of Electro-Communications ( 電気通信大学: Denki Tsuushin Daigaku), deren Campus östlich von Tokyo liegt. Beteiligt waren auch die Hokkaido University (Sapporo), die Kwansei Gakuin University (Präfektur Hyogo) und aus der Industrie Matsushita Electric Works!

Bei der Technik werden Lichtstrahlen eingesetzt, die auf die menschliche Haut gelenkt werden und die nahe des Infrarotspektrums liegen. Damit kann der Glukose-Gehalt im Blut des betreffenden Patienten ermittelt werden.

Spritzen und Schmerzen gehören also zB für die immerhin 7,4 Mill. Diabetiker in Japan der Vergangenheit an! Dazu wird das konstante Überwachen bzw. Halten des Blutzuckergehalts bei Intensiv-Patienten erheblich vereinfacht: Durch die vollkommene Schmerzfreiheit bei Anwendung der Methode kann die Messung mehrfach am Tag durchgeführt werden.

Funktionweise
Wenn "Fast"-Infrarotstrahlen auf menschliche Haut treffen, kann man anhand der Reflektionen erkennen, wieviel Glukose sich im Blut befindet. Das bei dieser Methode eingesetzte Licht bewegt sich im elektromagnetischen Spektrum von 1.300 nm-1.700 nm. Glukosemoleküle absorbieren Licht eben dieser Wellenlänge.

Niedrige Fehlerquote
Den Angaben nach ist die Methode an sich nicht neu, bisher jedoch mit zahlreichen Makeln behaftet. So führen etwa Fette, Proteine und Hauttemperatur zu Fehlern bei der Messung. Durch aufwändige Computersimulationen wurden Meßfehler auf auf weniger als 20mg pro Deziliter gesenkt.

Die beteiligten Forscher geben an, daß die Untersuchung ganze 10 Sekunden dauert! Die Technologie soll so schnell wie möglich kommerzialisiert werden. Dazu soll auch die Genauigkeit der Methode weiter hochgeschraubt werden. Momentan wird die Technik in einem Krankenhaus auf Hokkaido in der Praxis erprobt!


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12/20/2006

Innovation aus Japans Gesundheitsmarkt (16): Neue Technologie befreit Frauen von Röntgenstrahlen bei Brustkrebsuntersuchungen

Normalerweise müssen sich Frauen ab einem bestimmten Alter pro Jahr etwa 1x einer sogenannten Mammographie unterziehen, bei der sie auf möglichen Brustkrebs untersucht werden.

"Alte" Methode effektiv, aber mit 3 gravierenden Nachteilen
Zum einen müssen sich die Patientinnen einer bestimmten Dosis an Röntgenstrahlen aussetzen, was natürlich ihrer allgemeinen Gesundheit nicht zuträglich ist. Zum anderen ist die Prozedur auch mit Schmerzen verbunden, da die betreffende Brust gegen eine "Platte" gepresst werden muß, um ein möglichst gutes Röntgenbild zu erzielen. Des weiteren ist -nach dem Feststellen eines Tumors- eine zweite Untersuchung notwendig: Ist der Tumor gut- oder bösartig?

Neue Untersuchungstechnik überwindet alle Nachteile
Eine neue Apparatur von Hamamatsu Photonics schafft hier Abhilfe. Die betreffende Patientin legt sich zur Untersuchung in eine Art Bett und läßt sich mit Infrarotlicht (und nicht mit Röntgen) bestrahlen, um etwaige Tumore aufzuspüren.

Ist dieses der Fall, kann zudem sofort eine Diagnose über die Beschaffenheit des Tumors gestellt werden. Klar, daß für eine Reihe an Frauen somit der "Schrecken" einer jährlichen Mammographie im Grunde vollständig wegfällt!

Funktionsweise
Hamamatsu bestrahlt im Detail die Patientin mit Infrarotlicht der Wellenlänge 760-830 nm. Das Licht durchdringt das bestrahlte Gewebe von 48 Richtungen aus. Anhand von Reflektionen ist es für den Betreiber der Apparatur möglich, etwa zwischen Körperfett, Wasser oder Blut zu unterscheiden. Tumore haben einen hohen Blutgehalt und können der Firma zufolge mit der Infrarot-Methode entdeckt werden.

Hamamatsu gibt an, daß Tumore in einem extrem frühen Stadium entdeckt werden können (ab etwa 5 mm Größe). Dadurch, daß um bösartige Tumore herum gefundene Blutkörperchen eine andere Beschaffenheit aufweisen als solche, die bei gutartigen zu beobachten sind, kann eine entsprechende Unterscheidung auch sofort unternommen werden.

Die gesamte Prozedur soll vollkommen schmerzfrei sein und nur wenige Minuten pro Patient in Anspruch nehmen. Das klingt alles sehr gut. Hamamatsu hat die Anwendung in der Praxis bereits erfolgreich getestet, will jedoch vor einer Vermarktung weitere klinische Tests vornehmen.

Traditionell ist Brustkrebs unter japanischen Frauen im internationalen Vergleich eher selten. Die Anzahl der Todesfälle pro Jahr wird trotzdem immerhin mit 10.000 angegeben.


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11/28/2006

Innovation aus Japans Gesundheitsmarkt (15): ALS-Kranke kommunizieren mit neuem Hitachi-Produkt

Japan ist eine Techniknation, das ist eine Binsenweisheit. Im riesigen Markt für Medizintechnik sind die Japaner (jedenfalls im Vergleich zu etwa Deutschland oder den USA) eher schwach aufgestellt. So stammen zB knapp 100% (!) aller Herzschrittmacher in Japan aus dem Ausland!

Hilfe bei ALS durch neues Hitachi-Produkt
Hitachi kann jedoch mit einem innovativen Produkt aufwarten, das Menschen, die unter ALS leiden, das Leben bedeutend erleichtern kann. Bei ALS handelt es sich um eine Nervenkrankheit, bei der ua das Gehirn angegriffen wird und die auch auf den ganzen Körper durchschlägt. Hier mehr darüber. Ein großes Problem stellt die dabei einhergehende Muskellähmung dar, die die Atmung und somit das Kommunizieren mit der Umwelt erschweren oder unmöglich machen.

Auf diese Art gelähmte Menschen können dieses Problem ab sofort zumindest teilweise mit dem neuen Hitachi-Produkt "Kokoro Gatari" (in deutsch etwa: "Das Herz spricht") überwinden. Das Kokoro Gatari mißt die Durchblutung im Gehirn und kann immerhin "Ja"- und "Nein"-Antworten interpretieren. Der betroffene Mensch ist also nicht mehr gänzlich von der Außenwelt verschlossen. Bei ALS ist es nämlich unter Umständen nicht mal mehr möglich zu blinzeln!

Funktionsweise
Um die Funktion sicherzustellen, trägt der Patient ein Stirnband, daß an ein Meßgerät angeschlossen ist. Ein "Ja" wird erzeugt, in dem der Patient sein Gehirn besonders stark anregt, zB durch das Lösen einer Mathematikaufgabe. Bei einem "Nein" sollte es dagegen zu einer Entspannung kommen. Eine Antwort erfolgt in durchschnittlich 36 Sekunden. Hitachi gibt die Quote "richtiger" Antworten mit 80% an.

Bilder: Kokoro Gatari von Hitachi


Lange Produktionsgeschichte
Ich habe erst gestern von diesem Produkt in der Zeitung gelesen. Es ist in Japan seit einigen Monaten erhältlich, erste "Nutzerberichte" jedoch werden erst jetzt langsam bekannt. Am gestrigen Sonntag wurde das Gerät in Yokohama bei einem Medizinersymposium ausführlich vorgestellt, an dem 600 Experten teilnahmen.

Bei Hitachi begann man bereits 1999, über solch ein Produkt nachzudenken. Kommerzialisiert wurde das Gerät im Dezember 2005. Es wurde in Kooperation mit der Japan ALS Association und dem Spezialhersteller Excel of Mechatronix (beide Websites nur in Japanisch) entwickelt. Das Kokoro Gatari wurde auch vom japanischen Gesundheitsministerium bezuschußt.


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11/07/2006

Innovation aus Japans Gesundheitsmarkt (14): Roboter als Empfangsdame und Portier im Krankenhaus

Es war klar, daß eine solche Maßnahme zum ersten Mal in einem Krankenhaus in Japan zu beobachten ist: Roboter als Kollegen der menschlichen Mitarbeiter!

Drei Roboter in Provinz-Krankenhaus
Am Aizu Central Hospital in Aizu-Wakamatsu (200 Kilometer nördlich von Tokyo) verrichten seit letzter Woche insgesamt 3 Roboter Arbeiten, die bisher wohl eher Menschen vorbehalten waren. Das Krankenhaus (900 Betten) hat sich das Trio insgesamt 60 Mio. Yen (~399.000 Euro/~638.000 Franken) kosten lassen.

Einsatz im Empfang
Ein Roboter wird als "Empfangsdame" (schreckliches Wort) eingesetzt. Er kann die Besucher am Eingang des Krankenhauses begrüßen und sogar Anfragen beantworten. Der Roboter versteht dabei sogar den lokalen Aizu-Dialekt!

Auf seiner Brust kann man eine elektronische Karte des Krankenhauses begutachten. Desweiteren kann der geneigte Besucher sich eine Wegbeschreibung direkt vom Roboter ausdrucken und in die Hand geben lassen.

Roboter als Portiers
Dazu gesellen sich zwei weitere Roboter, die sich selbstständig als Wegweiser bzw. Gepäckträger betätigen. Diese sind 1,3 Meter hoch und bewegen sich auf 2 Rädern. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 1,5 KM/angegeben. Spezielle Sensoren verhindern Kollisionen mit Menschen oder Gegenständen, indem sie die Umgebung mit einer Frequenz von 40x in der Sekunde analysieren.

Bilder: Portier-Roboter


Wenn sich die Batterie dem Ende nähert, geht der entsprechende Roboter zum Wiederaufladen automatisch auf eine entsprechende Station. Sie orientieren sich bei ihrem Einsatz an Farbbändern, die in den Krankenhausfluren angebracht sind.

Der Hersteller aller drei Roboter ist die Firma Tmusk aus Kitakyushu.


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10/21/2006

Tabakindustrie investiert 80 Mrd. Yen in neue Automatentechnologie

Die Japaner rauchen sehr gerne. Und Zigaretten sind komischerweise gerade im ansonsten nicht allzu billigen Japan wirklich sehr günstig. Eine Packung Marlboro etwa kostet nur 320 Yen (~2,13 Euro/~3,39 Franken), wobei gerade erst die Preise wegen einer Steuererhöhung angezogen haben.

Jugendliche werden ausgesperrt
In 2008 wird nun zur Abschreckung jugendlicher Raucher ein System an Zigarettenautomaten eingeführt, über das nur noch Erwachsene an die Glimmstengel gelangen. Das Rauchverhalten jugendlicher Japaner wird als ein großes Gesundheitsproblem angesehen.

Das System wurde bereits ausführlich in der Praxis getestet. Einmal in Chiba in 2002 (für ein Jahr) und einmal in der Provinz (in Tanegashima, Präfektur Kagoshima). Die Tests verliefen jeweils erfolgreich.

Neues elektronisches Automatensystem
Ab 2008 sollen nun erwachsene Raucher eine spezielle Karte an Automaten halten und nur noch so an Zigaretten gelangen können. Industrieverbände geben die Kosten für den Bau der Automaten und die Entwicklung der Verkaufssysteme mit insgesamt 80 Mrd. Yen (~534 Mill. Euro/~848 Mill. Franken) an.

Man muß die Karten als Interessent beantragen. Raucher in den Präfekturen Kagoshima und Miyazaki können dieses bereits ab Dezember 2007 tun, alle anderen ab Februar 2008. Die entsprechenden Formulare können in Tabakläden erworben oder im Internet runtergeladen werden. Dazu sind Foto und Geburtsnachweis notwendig.

Bild: Elektronisches Automatensystem


In Kagoshima und Miyazaki werden die ersten Automaten im März 2008 aufgestellt. Danach folgt schrittweise der Rest Japans folgt. Es gibt viel zu tun: In Japan existieren nicht weniger als 620.000 Zigarettenautomaten!

Die neuen Karten heißen "Taspo" (Tobacco, Access und Passport) und haben auch eine Bezahlfunktion für weitere Anwendungen.

Man wird sehen, wie in der Öffentlichkeit die Taspo angenommen wird. In Deutschland soll ein ähnliches System ja ab Januar in Betrieb genommen werden.


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10/19/2006

Innovation aus Japans Gsundheitsmarkt (13): Matsushita entwickelt Roboter für Handling von Blutproben

Matsushita Electric Works, 100%ige Tochter des japanischen Megakonzerns Matsushita (u.a. Panasonic), hat neuartige Roboter entwickelt, die das Handling von Blutproben effizienter machen können.

Bilder: Roboter von Matsushita (man beachte das Gesicht auf dem Bildschirm!)


Die Roboter sollen in großen Laboratorien eingesetzt werden. Dabei arbeiten bis zu 10 Roboter gemeinsam. Sie können bis zu 9.000 Blutproben pro Stunde handlen. Laut Matsushita bewegen sich die Roboter dabei mit einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde umher.

Lasersystem zur Steuerung
Ein Hochpräzisionssystem auf Laserbasis (8 Meter um den jeweiligen Roboter herum) verhindert, daß die Maschinen in einen "Arbeitsstau" geraten bzw. ineinanderlaufen. Dazu merken die Roboter, wenn ihnen "der Saft" ausgeht und bewegen sich zu einer Ladestation, wenn die knapp möglichen 7 Stunden an durchgehendem Betrieb zu Ende sind!

Ein einzelner Roboter wiegt 150 KG und hat die Maße 600x755x1088 mm.


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